Die Raumfahrt boomt und Bremen führt (Lutz Bertling, Chief Digital Officer, OHB)
Shownotes
Lutz Bertling ist Chief Digital Officer beim Bremer Raumfahrtunternehmen OHB. Das Unternehmen feiert gerade sein 40. Jubiläum. In einer Garage in Bremen Hemelingen gegründet und heute ein führender Player in der globalen Raumfahrtbranche. Mit unserem Host Boris Felgendreher spricht Lutz Bertling in dieser Folge unter anderem über folgende Themen:
Die beeindruckende Entstehungsgeschichte von OHB
Die Entwicklung der Raumfahrt in den letzten Jahrzehnten
Wie OHB gegen die größten Konzerne der Branche bestehen kann
Wie sich in Bremen im Lauf der Jahre ein Raumfahrt-Ökosystem entwickelt hat, dass weltweit seinesgleichen sucht
Die größten Herausforderungen der Branche und von OHB
Was Lutz von den Raumfahrt-Aktivitäten von Elon Musk und Jeff Bezos hält
Wie sich das Unternehmen im globalen "War for Talent" durchsetzen will
und vieles mehr
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Mehr Informationen über OHB unter: https://www.ohb.de/
Mehr Informationen über die Wirtschaftsförderung Bremen unter: https://www.wfb-bremen.de/de/page/startseite
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Transkript anzeigen
00:00:00: Music.
00:00:06: Boris Felgendreher: Hallo herzlich willkommen zu Episode Nummer 1 unseres neuen Podcasts goglobal Bremen business talks ich bin euer Host Boris Felgendreher und mein Gast heute ist Lutz Bertling.
00:00:16: Der Chief Digital Officer des Bremer Raumfahrtunternehmen OHB.
00:00:20: OHB ist eine Mega-Erfolgsstory angefangen vor 40 Jahren in einer Garage in Bremen Hemelingen, heute ein bedeutender Player im globalen Raumfahrtgeschäft.
00:00:31: Die Raumfahrt boomt gerade und OHB und viele weitere Unternehmen der Branche, die hier in Bremen ein fruchtbares Ökosystem entwickelt haben,
00:00:38: hoffen davon zu profitieren und globale Erfolge einzufahren.
00:00:42: Wie das gelingen kann, dass hört ihr jetzt: Hier kommt Lutz Bertling von OHB. Lutz herzlich Willkommen zu goglobal dem Bremen business tall Podcast. Schön dass du dabei bist! Lutz Bertling: ja Hallo Boris ich freue mich auch und ich freue mich besonders,
00:00:56: dass ich OHB sicherlich eines der innovativsten Unternehmen Bremens, heute mal ein bisschen vorstellen darf. Boris Felgendreher: Sehr gerne, sehr gerne mal dafür gratulieren habe ich gehört 40 Jahre Jubiläum, was ist da los
00:01:05: 40 Jahre! Glückwunsch! Lutz Bertling: 40 Jahre Jubiläum und 20 Jahre Börsengang. Wir sind 2001 an die Börse gegangen und haben dementsprechend Anfang der 80er begonnen damals war es ein ganz anderes Geschäft.
00:01:18: Die Frau Fuchs unsere Senior-Chefin, hat damals eine kleine Bremer Firma gekauft, die Hydraulikanlagen für die Marine gewartet hat im Wesentlichen.
00:01:28: Das Unternehmen hat sich mit der Zeit entwickelt. 2001 der Börsengang damals 15 Millionen Umsatz.
00:01:34: Und seitdem haben wir einen Faktor 65 gemacht beim Umsatz, also sind heute ein Milliarden Unternehmen, das ist sicherlich eine ganz beeindruckende Geschichte, aber was schön ist:
00:01:45: Wir sind eben das was man heute ein Startup nennt gewesen. So richtig klassisch aus der Garage. Da gibts auch noch Bilder von der Garage.
00:01:56: und diese Mentalität, diesen Geist des Startups, den haben wir uns Gott sei Dank ein bisschen bewahrt.
00:02:03: Das heißt die Entscheidungen gehen sehr schnell, wir gehen auch mal Risiko, wir trauen uns immer was falsch zu machen, dass ist eigentlich super angenehm hier zu arbeiten. Boris Felgendreher: Sehr sympathisch!
00:02:12: Aber ein paar Schritte zurück. Ich weiß du bist noch nicht ganz so lange dabei, seit 2018, wenn ich das richtig verstanden habe. Du bist jetzt kein Gründungsmitglied und warst nicht in der Garage dabei, sondern erst seit kurzem. Aber vielleicht kannst du mal so ein bisschen zurückgehen,
00:02:24: weil die Story die du eben in Kurzform beschrieben hast, finde ich schon sehr sehr außergewöhnlich und interessant, weil vor 40 Jahren in der Garage anfangen und heute als Weltkonzern in der Hochtechnologie zu gehören,
00:02:34: da wird schon was zu und dann auch noch hier in so einer Bremer Garage in Hemelingen das ist eine richtig richtig coole Story. Was war denn damals,
00:02:41: wenn du es gleich mit deinen eigenen Worten wiedergeben kannst, was war damals eigentlich die ursprüngliche Idee oder wie fing damals OHB an das war ja nicht Raumfahrt, was damals was damals das Thema war, oder? Lutz Bertling: Nein das war überhaupt nicht Raumfahrt sondern das war im wesentlichen eine Frau Fuchs,
00:02:56: die als ihre Kinder etwas größer wurden gesagt hat, jetzt muss ich wieder was tun. Jetzt muss ich wieder im meinen mein Tatendrang irgendwo loswerden,
00:03:04: und die dann dieses Unternehmen gekauft hat. Ihr Ehemann war damals noch bei der Erno ein vorläufiger der heutigen,
00:03:12: Airbus Defence and Space und hat dort schon Raumfahrt gemacht. Aber sie hatte dann eben ihr eigenes Unternehmen
00:03:18: und Herr Fuchs kam dann etwas später dazu und dann fingen die ersten Aktivitäten Richtung Raumfahrt an. Das waren praktisch die
00:03:26: Ideen die Professor Manfred Fuchs mitgebracht hat
00:03:29: und der ist wirklich einer der Pioniere der der deutschen Raumfahrt, also der war ein ein sehr genialer Mensch mit sehr genialen Ideen der viele Dinge
00:03:39: vorher gesehen hat. Ich habe ihn persönlich Gott sei Dank sehr lange gekannt.
00:03:43: Auch ein Grund warum ich heute hier im Unternehmen bin ehrlich gesagt und der hat die ersten Raumfahrtaktivitäten herein gebracht.
00:03:51: Zunächst mein höhenforschungsraketen, also relativ kleine Dinge. Der wahre Booster der kam eben wirklich Anfang der 2000er. Da sind der OHB,
00:04:01: Aufträge anvertraut worden im Raumfahrtbereich, die dann dazu geführt haben, dass man es geschafft hat zum dritten großen Systemanbieter in der Raumfahrt in Europa aufzusteigen.
00:04:14: Also schon eine ungeheure Transformation. Wir haben heute noch im Eingangsbereich Modelle stehen von Ölbekämpfungsschiffen, die dieses Unternehmen mal mitgemacht hat, also ganz andere Wurzeln.
00:04:27: Aber dann eben ein sehr starker Wechsel und eigentlich stehen wir
00:04:33: jetzt gerade vor, ich würde sagen der dritten Transformation. Also die erste war dass man von
00:04:41: diesen Schiffs- und maritimen Dingen dann in die Raumfahrt einstieg und das sehr stark im Bereich Satelliten. Die zweite war die Übernahme der Raketen Aktivitäten in Augsburg und im Satellitenbereich haben wir uns damals auch durch die damalige Kayser-Threde
00:04:56: damals in München, heute in Oberpfaffenhofen bei München, verstärkt.
00:05:02: Und vor der Dritten stehen wir jetzt gerade, weil wir bei mir jetzt ein drittes Geschäft Segment gegründet haben. Das nennen wir OHB Digital, wo wir eben nicht mehr nur Systeme machen, die als Rakete, oder muss das nämlich Satelliten in den Raum fliegen,
00:05:16: sondern wo wir auch die Anwendung daraus machen, also wo wir nicht nur Daten generieren sondern,
00:05:23: dem Landwirt sagen, was musst du tun, damit du deine Produktivität steigerst. Boris Felgendreher: Also nochmal in eine ganz ganz andere Richtung. Lutz Bertling: Ja das ist schon ein enormer Weg und man sieht einfach, dass dieses
00:05:34: Streben nach neu Machen und neue Felder erobern, dass das hier einfach nicht ausbleibt, es geht immer weiter.
00:05:42: Auch im klassischen Raumfahrtgeschäft. Wir gehen in immer mehr Bereiche rein, sind inzwischen stark in der Erdbeobachtung,
00:05:48: sind in wissenschaftlichen Missionen drin, sind in Asteroidenabwehr drin, also wir haben uns immer weiter ausgedehnt und immer mehr Themen.
00:05:55: Ja das ist schon eigentlich ne tolle Story hier.
00:05:58: Boris Felgendreher: Du hast das gerade schon erwähnt. Digital ist ein neuer Wirtschaftsbereich, den ihr euch erschließt und du als Chief Digital Officer, einer deiner Rollen neben Weiteren, habe ich gesehen in deiner
00:06:08: lang reichenden Visitenkarte. Was ist denn dein Hintergrund so. Du hast es eben schon ein bisschen angedeutet, gib doch aber den Zuhörern noch mal so ein kleinen kleinen Einblick in deine Story, wie du zu den ganzen kamst.
00:06:17: Lutz Bertling:Ach das ist so eine Story. Ich sollte vielleicht damit anfangen:
00:06:19: Ich bin Norddeutscher kein Bremer. Ich komme aus Kiel, also ob das noch vertretbar ist weiß ich nicht zumindest kein Hamburger. Boris Felgendreher: Passt. Wir sind verwandt sozusagen.
00:06:29: Lutz Bertling: Ja genau. Also ich bin Ostsee-Norddeutscher sozusagen, aber mein Hintergrund ist eine Karriere, die gegen hin und her zwischen Schienenfahrzeugbau und Luft- und Raumfahrt.
00:06:39: In der Luft- und Raumfahrt habe ich inzwischen praktisch alles gemacht. Verkehrsflugzeuge, militärische Dinge,
00:06:46: Hubschrauber. Ich bin jahrelang Chef der heutigen Airbus Helicopter gewesen, damals auch Eurocopter. Dann wieder zurück in die Schienenfahrzeuge zu Bombardier gegangen.Dort war ich
00:06:56: in frühen Jahren schon mal gewesen.
00:06:59: und in 2017 kam es dann auch zu einer ganzen Reihe von Gesprächen zwischen Marco Fuchs und mir,
00:07:09: wo wir beide meinten, das könnte gut passen. Natürlich kannten wir uns aus der Industrie auch schon lange.
00:07:14: Und seitdem bin ich hier und bemühe mich diesen Konzern nach vorne zu bringen und
00:07:20: muss ehrlich sagen, das ist schon eine ganz andere Erfahrung, als ich sie in den vorherigen Konzernen gemacht habe, weil es ein nach wie vor sehr agiles Unternehmen ist. Ein Untrernehmen, was sehr
00:07:33: entscheidungsstark ist, sehr schnell ist, wenig Formalismen hat.
00:07:39: Also ich glaube so im Vergleich mit meinem bisherigen Konzern: Hier haben wir schon eine Entscheidung getroffen,
00:07:45: wenn wir in den anderen Konzernen erst die PowerPoint Präsentation fertig hatten für die dritte Ebene unter der Entscheidungsebene. Das geht alles viel schneller hier und das ist glaube ich eine Stärke von OHB neben einfach
00:07:58: auch sehr kreativen Mitarbeitern. Wir haben ein sehr junges Team, sehr junges Durchschnittsalter, sehr international. Ganz viele Italiener
00:08:07: also wir können hier bald italienische Kolonie aufmachen glaube ich,
00:08:11: aber auch viele Weitere Internationale. Argentinien und sonst wo. Also das macht schon viel Spaß hier. Boris Felgendreher: Das heißt du bist ganz schön rumgekommen. Hast du auch viel im Ausland gelebt in deiner Karriere so? Lutz Bertling: Auch viel im Ausland gelebt. Zehn Jahre in Frankreich gelebt,
00:08:24: also nicht in wechselnden Ländern, aber zehn Jahre Aix-en-Provence. Ein schönes Fleckchen Erde.
00:08:30: Wo man, wenn man wenn man einmal gewesen ist, immer wieder hinfährt, das ist einfach sehr reizvoll da unten. Boris Felgendreher: Du hast es gerade schon mal beschrieben. Diese
00:08:38: Agilität und diese Entscheidungsfreude bei euch im Unternehmen. Du hast schon paar Gründe genannt, aber wenn du noch mal ein bisschen tiefer gräbst da: Woran glaubst du liegt das. Also erstmal seid ihr nicht riesengroß.
00:08:48: Ihr seid kein Airbus ihr seid nicht 100.000 an Mitarbeitern. Ihr seid 3000, also das ist nicht riesengroß.
00:08:57: Lutz Bertling:Wir sind aber so aufgestellt, dass wir die einzelnen Einheiten relativ klein halten. Eine Ausnahme gibt es: Die OHB System AG
00:09:00: hier in Bremen und Oberpfaffenhofen, die ist relativ großen inzwischen,
00:09:09: aber wir wollen einfach immer wieder erreichen, dass wir dadurch dass wir kleine agile Einheiten verselbständigen
00:09:16: und mit einer hohen eigenen Entscheidungsfähigkeit ausstatten, dass wir damit einfach auch Geschwindigkeit gewinnen. Also wir führen mehr
00:09:27: über eine vereinbarte Richtung vereinbarte Mittel und langfristige Ziele, als dass wir den Leuten, die bei uns eine Einheit, oder auch gesellschaftsrechtlich eine Firmeneinheit führen,
00:09:39: ja dass wir den jetzt Montag sagen, was die bis Freitag zu tun haben. Und wir wollen, dass
00:09:44: unsere Manager relativ früh in Verantwortung kommen, dass sie auch selber entscheiden und dass sie
00:09:51: auch eigene Ideen einbringen und ich glaube das ist ein ein Klima was den Leuten auch Spaß macht.
00:09:59: Manchmal erleben wir, dass die Kundenseite das komisch findet
00:10:05: Gerade aus Südeuropa, da geht ja Karriere oft auch mit Alter einher sage ich mal. Wenn dann in irgendwelchen europäischen Institutionen,
00:10:15: viele ältere, meist Herren sitzen und von uns kommt dann eine 38 jährige junge Frau, die aber hoch kompetent ist,
00:10:25: wo die aber sagen
00:10:26: wie? Erstens Frau und zweitens Jung? Was bei uns normal ist, ist leider noch nicht überall normal. Gilt übrigens für unsere jungen Herrn ganz genauso.
00:10:35: Ja da wird er manchmal komisch geschaut so nach dem Motto,
00:10:39: Ist das hier eine Studentenveranstaltung? Das mit der Studentenveranstaltung ist tatsächlich ein Zitat von einem hochrangigen Manager von der Europäischen Raumfahrtagentur. Aber dei Leute kriegen halt früh Verantwortung und können früh
00:10:54: ihren Job machen und können früh für ihr Ding stehen und ich glaube das ist auch ein ein Teil davon, dass wir
00:11:02: bewusst wollen, dass unsere Mitarbeiter eben diese Verantwortung auch wahrnehmen und dass wir sie früh in Verantwortung bringen. Anders wäre die Wachstumsstory von OHB gar nicht möglich gewesen.
00:11:12: Boris Felgendreher: Also ich verstehe, ihr schlagt so ein bisschen aus der Art. Ihr seht ihr seid so ein bisschen anders als die anderen Unternehmen. Woran liegt das? Ist das einfach so aus der Historie gewachsen, ist ist das irgendwas was von der Führung so vorgelebt wird, ist es Kombination dessen? Wie erklärst du dir das?
00:11:26: Lutz Bertling: Vielleicht hatten wir einfach gar nicht die Zeit dazu diese ganzen formalen Prozesse aufzubauen. Wir haben,
00:11:34: bestimmt viel viel mehr Prozesse bei uns inzwischen. Müssen wir auch haben aufgrund der Größe jetzt und der Aufträge die wir bearbeiten.
00:11:41: als das am Anfang der Fall war. Als es auch auf auf der Halbzeit vor 20 Jahren der Fall war. Das muss auch so sein und wir würden sonst die großen,
00:11:49: Raumfahrtaufträge gar nicht kriegen, wenn wir nicht natürlich die ganzen Prozessvorgaben, dioe es dort gibt, wenn wir die nicht einhalten würden.
00:11:59: Aber gleichzeitig ist es eben so
00:12:02: dass wir so diesen Aufbau schwerfälliger Strukturen und sowas, dafür haben wir wieder die Leute gehabt, sondern die haben wir gebraucht damit sie die Aufträge abwickeln.
00:12:12: noch haben wir die Zeit dafür gehabt, dass alles großartig aufzubauen, also unsere Konzernholding,
00:12:18: müsst jetzt schätzen, aber ich würde mal sagen 20 Leute plus, minus 2 oder so. Das ist nun wirklich schlank.
00:12:27: Wir wollen das auch so halten wir glauben, dass das.
00:12:30: auch eine Stärke ist. Wir haben ja viele Nachteile: Wenn man die Finanzkraft einer Airbus hat, wenn man die Finanzkraft einer Thales Alenia Space hat mit dem Thales Konzern aus Frankreich und Leonardo Konzern aus Italien im Hintergrund.
00:12:44: dann ist das natürlich was anderes, als wenn man ein Bremer Familienunternehmen ist. Wenn wir auch an der Börse sind, aber 70% Aktien sind ja mit der Familie Fuchs, dann hat man naturgemäß gewisse Nachteile. Man hat auch
00:12:56: Skaleneffektenachteile. Wir sind halt kleiner als die anderen.
00:13:00: Und das muss man halt ausgleichen. Da muss man eben an anderer Stelle stark sein und muss innovativer sein und schneller sein und muss
00:13:08: seinen eigenen Weg gehen. Wenn wir versuchen würden den Weg von unseren beiden großen Wettbewerbern von Airbus und Thales Alenia Space zu kopieren,
00:13:17: dann wird es wahrscheinlich nichts werden, weil dann würden wir alles versuchen gleich zu machen, wie die, könnten aber die Nachteile nicht ausgleichen. Wir müssen also einen etwas anderen Weg gehen,
00:13:26: weil wir uns gegen zwei Goliaths behaupten müssen und
00:13:30: der David ist ganz gut gewachsen dabei. Boris Felgendreher: Ja dann beschreib doch nochmal die Vorteile für dieses schnelle agile, sich ständig verändernde Unternehmen habt. Was sind denn die großen Veränderung, die die Branche so antreiben was was sind die großen
00:13:45: Veränderungsdrücke denen ihr unterworfen seit. Lutz Bertling: Das gibt schon natürlich ein Trend zur Miniaturisierung wie es den fast überall gibt wo Elektronik eine große Rolle spielt,
00:13:56: es gibt den Trend,
00:13:58: zu Konstellationen. Viele Aufgaben, die früher von großen Satelliten die geostationär über einem bestimmten Punkt der Erde.
00:14:07: stehen und sich mit der Erde gedreht haben, werden heute wahrgenommen von
00:14:11: Konstellation, das heißt von einer Vielzahl, einigen hundert bis wenigen tausend Satelliten, die nah an der Erde so zwischen 400 und 1200 km entfernt von der Erde die Erde umkreisen.
00:14:26: Da ist ein sehr starker Marktwandel da. Es gibt veränderte Anforderungen. Erdbeobachtung ist ein Geschäft was ganz ganz stark am steigen ist, weil wir Produktivität in der Landwirtschaft steigern müssen, weil wir das Klima überwachen müssen
00:14:38: und so weiter. Das ist für uns allerdings gut, Erdbeobachtung ist eine Spezialität bei uns und in dem Bereich bei uns bei den Augsburger Kollegen, die Raketen Bauteile machen,
00:14:49: da schlägt natürlich schon etwas rein, die Veränderung durch die Marktveränderung aus den USA.
00:14:55: Das gute alte institutionelle Raketengeschäft, wie man das so kannte, als die NASA was flog und
00:15:02: die Europäer was flogen und die Inder ein bisschen und die Russen, aber alles war so in in festgefügter Hand. Das ist halt durch SpaceX aufgemischt worden. Das wird durch Blueridge noch mehr aufgemischt werden
00:15:15: und das hat dort in dem Bereich von uns zu einem deutlichen Umbruch geführt.
00:15:19: Boris Felgendreher: Was der Kollege Elon Musk da macht, was ist deine Schicht darauf? Eher positiv oder eher negativ, rüttelt die Branche wach und ist ein guter Impuls? Lutz Bertling: Nein ich sehe das sehr psoitiv weil er die Branche wachrüttelt, weil am Ende ist
00:15:34: Wettbewerb das einzige was wirklich Innovation fördert. Wettbewerb treibt einfach den Fortschritt insofern ist es gut.
00:15:44: Das ist ja auch nicht so dass die Amerikaner überall führen sind, was die Amerikaner bei den Raketen sind, das ist Europa, nicht nur wir, sondern Europa in Summe, sowohl auf der institutionellen Seite, als auch bei den Firmen bei unseren Wettbewerbern und uns
00:15:59: Das ist Europa in der Erdbeobachtung. Da ist Europa bei Weitem führend in der Welt also ist nicht so dass man jetzt sagen kann die USA die räumen überall alles ab. Bei den Lauchern und bei den Raketen da ist das im Augenblick schon so
00:16:12: aber es gibt eben ganz andere Felder und sehr schnell sehr schnell wachsende und starke Felder,
00:16:18: da hat Europa eine wirklich herausragende Rolle. Boris Felgendreher: Du hast eben schon mal das Augsburger Unternehmen erwähnt, dass ein Startup ist, das 2018 gegründet wurde, was inzwischen zur Mehrheit euch gehört,
00:16:29: cooler Name ürbigens Rocket Factory Augsburg,
00:16:32: cooler Name, was hat es damit auf sich, was haben die vor und was habt ihr mit denen vor sozusagen? Lutz Bertling: Wir haben ein großen Teilkonzern in Augsburg der macht eben Bauteile für die Ariane 6 und ist
00:16:43: einer der etablierten Raketenbauer, aber auf der Zuliefererebene. Also der macht keine kompletten Raketen sondern der liefert große Anteile, 15% ungefähr,
00:16:54: von der Ariane kommt von uns. Und wir wollten nun
00:16:58: auch das Gesamtverständnis für Raketen bekommen und das machen wir in der Rocket Factory Augsburg, die macht
00:17:05: sogenannte Mini Launcher, also Raketen für kleinere Nutzlasten.
00:17:09: Deren Bedarf auch durch die Veränderung bei den Satelliten, die ich gerade beschrieben habe, also von wenigen großen zu vielen kleinen, wird der Bedarf dafür immer größer und dort machen wir
00:17:19: komplette Systeme, das komplette Raketensystem,
00:17:23: alles aus unserer Hand und werden hier, nach allem was wir jetzt sehen, vor allen Dingen bei den Kosten die wir anbieten können zukünftig für das Verbringen eines Satelliten in den Weltall, werden wir den Markt jetzt kräftig aufmischen.
00:17:37: Die gehen wirklich den Weg den man newspace nennt, also ganz neue Wege gehen,
00:17:42: nicht alles in den tradierten Wegen der traditionellen Raumfahrt machen, sondern ausbrechen,
00:17:49: wirklich think out of the box, also wirklich neue Wege gehen. Das ermöglichen wir denen auch die haben eine ganz ganz hohe Selbständigkeit,
00:17:58: ja wir haben da die Mehrheit, aber wir agieren nicht so, dass wir dort wirklich reinregieren, sondern das Team dort ist ein echtes Startup, dass sind round about 100 Leute inzwischen,
00:18:08: die gehen ihren Weg und die sind auch wirklich von dem Rest der Aktivitäten Augsburg völlig getrennt, ganz andere Lokalität,
00:18:15: wo die sind und so weiter. Eigenes Unternehmen
00:18:19: voller Startup Spirit. Auch mit diesen hungrigen jungen Menschen voller Energie, die das Ding einfach wuppen wollen ja und die braucht man auch für ein Startup, da brauchst du ja ein paar, die
00:18:31: ja ein Stück weit genial und gleichzeitig aber auch so voller Emotion für das Thema stecken, dass die das wirklich voranbringen.
00:18:41: Boris Felgendreher: Glaubst du auch, das ist immer so mein Gefühl, aber ich bin jetzt nicht zu tief drin in der Branche, aber dass so jemand wie Elon Musk mit seinen Ideen dort und auch das was der Jeff Besos vor hat mit dem Space Travel,
00:18:53: dass das auch ein bisschen so die ganze Branche sexyer gemacht. Auch für junge Leute sich dafür zu begeistern für die Branche, war das auch so ein Impuls? Lutz Bertling: Ach das weiß ich gar nicht mal. Die Raumfahrtbranche war schon immer eine Branche, die
00:19:06: die Leute aus allen Regionen anzieht. Das ist vielleicht,
00:19:13: es hat noch mehr Aufmerksamkeit dadurch bekommen, das ist sicherlich so und
00:19:18: seit je her gab es so verschiedene Welle. Also die Apollo Zeit war sicherlich so eine Zeit wo es diese Aufmerksamkeit gab,
00:19:25: der Beginn der Space Shuttle Zeit, als es noch nicht normal war, dass da ständig ein Shuttle fliegt, sondern als es noch was ganz Besonderes war, war sicherlich auch so eine Zeit und jetzt
00:19:34: Elon Musk mit seiner Falcon und so weiter, das ist sicherlich auch so eine Zeit.
00:19:38: Aber grundsätzlich ist dieses Segment, dieses Vordringen in den ins Weltall
00:19:47: dieses Thema neue Erkenntnisse, Schwerkraft überwinden, die Erde von außen beobachten.
00:19:53: Das hat schon was. Der Mensch ist ja schon immer so und zumindest viele Menschen zumindestens sind ja schon immer mit so einer Art Pioniergeist und mit dem die Grenzen überschreiten wollen ausgestattet. Also die
00:20:05: die USA wären ja
00:20:07: niemals von den Europäern besiedelt worden, wenn es nicht welche gegeben hätte, die das einfach entdecken wollten, was auf der anderen Seite des Atlantiks ist und da hin wollten.
00:20:17: Jetzt sind halt neue Grenzen da, also das ist genauso wie manche sich für Bergsteigen begeistern, oder für zu Fuß an den Südpol gehen.
00:20:26: So gibst eben auch welche, die sagen ich begeistere mich für das was außerhalb dieses Planeten liegt und ich will den mal von außen sehen und ich will mal beigetragen haben dazu
00:20:36: dass der Mensch auf dem Mond landet. Boris Felgendreher: Und haben sich vor allem auch eine Branche ausgesucht, der eine große Zukunft vorhergesagt wird. Um es nochmal ins Verhältnis zu setzen, was du gerade gesagt hast, mit deisem ständigen Zunehmen von Satelliten die ins All geschossen werden,
00:20:48: ich hab da eine Prognose gesehen, dass bis 2028, also 7 Jahren,
00:20:52: sollen pro Jahr weltweit Tausend Satelliten ins All geschossen werden. Das ist weitaus mehr, als in den vergangenen Jahren. Also es nimmt ständig zu, die Anzahl der Satelliten und immer kleinere die so groß wie ein Fußball oder so groß sind wie ein Schuhkarton, also so kleine werden zum Teil auch hochgeschossen.
00:21:05: Lutz Bertling: Also wir werden jedenfalls in diesem Jahrzehnt mehr Satelliten starten sehen, als gestartet sind zwischen dem allerersten Satelliten dem Sputnik
00:21:15: und Ende 2019. Boris Felgendreher: Wow. Also fasst ein exponentielles Wachstum. Lutz Bertling: Ja eindeutig eine Exponentialkurve.
00:21:25: Raumfahrt boomt. Raumfahrt wird auch weiter boomen.
00:21:29: Vor allen Dingen auch deshalb weil es so ein paar Megatrends gibt, die sind gar nicht mehr beherrschbar ohne Raumfahrt. Also die Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft kann man ohne
00:21:38: Raumfahrtdaten, also Daten aus dem Weltall, ja nicht hinbekommen. Das Thema autonomes Fahren: Ohne Navigationsdaten ist es einfach unmöglich. Die Verbindung von Schiffen von Flugzeugen von
00:21:52: Installationen, die irgendwie weit im Off sind in Sibirien irgendwo im Wald steht ne
00:21:57: Ölförderanlage. Das zu verbinden, so dass man jederzeit den Status überwachen kann, dass man vorausschauende Wartung machen kann, dass man weiß
00:22:07: wenn das Schiff in den Hafen läuft, dann weiß man schon seit einer Woche, da muss die und die Reparatur am Motor durchgeführt werden, weil man Sensordaten die ganze Zeit von dem Schiff übertragen bekommt. Geht natürlich auch nur über Raumfahrt, so ein Schiff
00:22:18: kann ja schwer ein Kabel hinter sich herziehen und Funkmasten reichen auch nicht so weit raus. Es gibt ganz ganz viele Trends von
00:22:27: diesem sogenannten internet-of-things, das sind eben diese Sensordaten, oder sowas. Bis zu den Breitband Anwendungen jeder auf einem Kreuzfahrtschiff wird in der Lage sein Netflix zu sehen. Geht eben auch nur über die Raumfahrt,
00:22:41: da gibt es einfach Trends die sind kaum umkehrbar glaube ich. Und zwar besonders die, wo es Richtung
00:22:46: autonome Mobilität geht, besonders die wo es in Richtung Ernährungssicherheit geht,
00:22:53: Klimaüberwachung. Da werden sich die Trends nicht umkehren, deshalb wird Raumfahrt ein Wachstumsmarkt bleiben. Davon wird natürlich nicht nur die OHB profitieren und Bremen hat ja die Besonderheit
00:23:06: das hier ja sowohl zwei der Großen sitzen. Airbus und wir, aber auch viele wissenschaftliche Aktivitäten,
00:23:15: und auch ganz viel kleinerer Mittelstand, also dieser Titel City of Space, der ist ja nicht nicht ohne Grund da.
00:23:23: Das sind ja Unternehmen, die haben teilweise sind nur einige zehn Mitarbeiter, bis eben zu den beiden Großen,
00:23:29: alles dazwischen gibt es und das ist schon eine,
00:23:33: eine Ballung, die findet man wahrscheinlich nur hier und dann noch mal im süddeutschen Raum mit den Toulouse, das hat schon was besonderes. Boris Felgendreher: Ja gerade auch deshalb weil du hast es vorhin schon beschrieben wie international euer Geschäft ist, wie Internationa ihr schon aufgestellt seid,
00:23:46: gab es bestimmt mal in den vergangenen 40 Jahren irgendwann mal vielleicht den Gedanke,
00:23:51: Mensch kann man nicht die Produktion oder die Entwicklung irgendwie nach Asien verlegen oder in die USA verlegen oder dem Standort hier sind den Rücken kehren. Lutz Bertling:Gar nicht! Boris Felgendreher: Kam nicht einmal zur Sprache? Lutz Bertling: Nein weil
00:24:04: hier zu sein ist auch eine Stärke für uns. Zunächst mal in Deutschland zu sein ist eine Stärke für uns,
00:24:10: aber nicht nur in Deutschland. Wir haben ja inzwischen Aktivitäten in vielen europäischen Ländern, das müssen wir auch.
00:24:16: Weil wir auch viele Aufträge haben, die orthopädische Aufträge sind und dann muss man schon mehrere Länder hinter sich haben also die die dafür auch Budget mitbringen.
00:24:27: Aber in Deutschland zu sein ist ganz klar ein Vorteil und in Bremen zu sein, da fühlen wir uns auch sehr wohl. Letzten Endes ist bei uns so diese sogenannten Faktorkosten, also was zahle ich für einen Stundenlohn
00:24:40: das hat einen etwas geringeren Wert gegenüber der technischen Exzellenz,
00:24:45: also da denken wir gar nicht drüber nach ehrlich gesagt. Ja wir sind natürlich auch in dem anderen osteuropäischen Land da sind wir aber deshalb
00:24:56: weil viele der Aktivitäten, die wir machen einen sogenannten GEO Return-Prinzip unterliegen, das heißt
00:25:03: Mitgliedsländer der Europäischen Raumfahrtagentur zahlen dort Geld ein. Die Agentur macht ein Programm und dann ist es das Prinzip des GEO Returns,
00:25:12: dass aus diesem Programm auch wieder Geld in die Länder zurück fließt, deshalb haben wir auch eine kleinere Aktivität in Tschechien beispielsweise oder wir haben eine in Griechenland oder so aber wir,
00:25:22: wir sind schon ein sehr sehr stark in Deutschland verwurzeltes Unternehmen. Boris Felgendreher: Jetzt wo du es gerade ansprichst, diese verschiedene Standorte die ihr habt, mit denen ihr wahrscheinlich im ständigen Austausch stehen müsst
00:25:32: wie habt ihr denn dieses letzte Jahr wahrgenommen, die Corona Zeit. Die hat euch sicherlich auch ganz schön zu schaffen gemacht oder? Kannst du das mal ein bisschen darstellen, wie das Auswirkung auf eure Arbeitsweise und den Kontakt und die
00:25:43: Zusammenarbeit mit den verschiedenen Standorten gehabt hat. Lutz Bertling: Also ich glaube wir sollten da nicht zu sehr jammern, wenn ich uns vergleichen mit
00:25:51: was weiß ich der Meyer Werft in Papenburg, TUI, Lufthansa oder ähnlichen
00:25:55: dann sind wir natürlich vergleichsweise relativ gut davon gekommen für Konzerne.
00:26:02: Und ich mag gar nicht an die ganzen Mittelständler und und kleineren Unternehmen denken, die seit Monaten ihre Türen geschlossen halten müssen. Insofern muss man das alles ein bisschen relativ sehen.
00:26:15: Natürlich hat das auch bei uns Auswirkungen gehabt, das heißt sehr stark Home Office, das heißt Menschen sehen sich weniger, können weniger miteinander kommunizieren,
00:26:26: das heißt auch dass wir in der Lieferantenkette,
00:26:29: weniger Begegnung hatten und das wir auch dort Verzögerung hatten. Insbesondere bei Lieferanten aus Südeuropa, da ist ein Großteil unserer Lieferantenkette. In Spanien, Südfrankreich und Italien,
00:26:41: da gab es immer angeordnete Schließungen zeitweise und das haben wir natürlich auch nicht zu Lieferung gemerkt und auch hier
00:26:48: mussten natürlich in den Bereichen wo es auch gar nicht geht, also man kann schlecht jemandem einen Satelliten mit nach Hause geben. Um dir einen zu bauen musst du natürlich auch entsprechende Vorkehrungen treffen, die auch die Produktivität beeinflussen.
00:27:01: verglichen mit denen sehr stark betroffenen Bereichen
00:27:06: ja wir haben eine Auswirkung, die wird sich auch wenn wir unser Jahresergebnis 2020 zeigen,
00:27:14: Insbesondere im Umsatz zeigen, der ist eben etwas niedriger als wir den haben wollten, aber
00:27:20: verglichen zu richtig stark betroffen Unternehmen ist das alles relativ gemässigt. Der große Vorteil den wir haben ist, dass unser Orderbuch, unser Auftragsvorrat,
00:27:30: der ist eben nicht abgeschmolzen, sondern wir haben Umsätze, die sich verschoben haben, die sind aber nicht verloren. Wir haben überhaupt keine Stornierung,
00:27:38: wir haben in 2020 ein hervorragendes Jahr gehabt, was den Auftragseingang angeht. Wir haben im Augenblick den höchsten Auftragsbestand den Unternehmen jemals hatte.
00:27:48: Insofern wir gehen mit einer sehr sehr guten Zukunftsprognose nach vorne. Wir haben Verschiebungen,
00:27:54: die sich eben insbesondere außer Lieferantenkette ergeben, zum Teil auch durch Produktivitätsauswirkungen, die wir im Unternehmen gehabt haben,
00:28:03: aber im Grunde alles im beherrschbaren Bereich, also wir sind
00:28:08: bei weitem nicht am Rande unser Kreditlinie also meilenweit davon entfernt. Wir sind nicht in der Gefahr irgendwie große Ergebniseinbrüche zu haben und sowas,
00:28:20: ja man sieht Corona
00:28:22: aber man sieht Corona nicht in irgendeinem existenzgefährdende Bereic, oder nur annähernd so was wie existenzgefährdend, sondern
00:28:32: wir reden darüber, dass wir das was wir uns vorgenommen haben nicht ganz erreichen. Boris Felgendreher: Aber wenn du jetzt mal so ein paar Jahre in die Zukunft
00:28:39: schaust, du hast gerade beschrieben es gibt ganz ganz viele Trends, die euch einfach in die Karten spielen wenn ihr eure Karten richtig spielt sozusagen. Aber was sind momentan so die großen Widerstände oder Hindernisse oder Fallstricke auf die ihr achten müsst, wenn ihr in den kommenden Jahren erfolgreich sein wollt?
00:28:55: Lutz Bertling: Ja wir werden sicherlich immer ein Thema haben und das ist junge Talente zu gewinnen und für die Talente, die wir schon haben attraktiv zu bleiben,
00:29:04: also wir müssen uns unser Personal das heutige und das zukünftige darum müssen wir uns ganz stark kümmern.
00:29:11: Wir müssen dafür sorgen dass wir weiterhin attraktiver Arbeitgeber bleiben, dass die Menschen einfach Lust haben bei uns zu arbeiten wir haben eine geringe Fluktuation
00:29:21: das immer ein gutes Zeichen, aber man darf da eben nie nachlassen, sondern muss immer daran denken, dass bei uns im Grunde
00:29:28: wir leben von dem Engagement und von dem Genius unserer Mitarbeiter von nichts anderem. Die Software die wir haben, sowas das kann sich ja jeder kaufen,
00:29:38: sodass am Ende dieser Wettbewerb um die besten Talente das ist glaube ich eine ganz ganz große Herausforderung.Die wird natürlich rein demografisch
00:29:48: in Deutschland schwieriger. Wie ich auch einer bin, die werden halt keine Jahrzehnte mehr arbeiten und rein demografisch wird der Kampf um die besten Talente,
00:29:59: natürlich enger. Deshalb ist es ja heute schon so, dass wir bei weitem nicht nur unsere Mitarbeiter aus Deutschland gewinnen,
00:30:07: sondern eben stark insbesondere auch aus dem Europäischen Ausland
00:30:13: Und das Zweite ist einfach der technologische Fortschritt, der geht bei uns mit Siebenmeilenstiefeln und da muss man sich genau überlegen mit welchen Themen man dabei bleiben will.
00:30:23: Da muss man sich ja ein stückweit fokussieren und muss dann auch wirklich dafür sorgen, dass man in der Spitze mit dabei ist also
00:30:31: man redet ja immer so schön von rocket-science. Ehrlich gesagt ist eine Rakete jetzt nicht das technisch aller herausforderndste verglichen zu anderen Dingen, die wir machen
00:30:43: aber es ist eben wirklich so dass man technologisch ganz ganz vorne dabei sein muss. Also ich sag mal so ein ganz simples Beispiel:
00:30:51: Wenn wir einen Satelliten losschicken zur Asteroidenabwehr,
00:30:57: der fliegt zweimal die Distanz Erde zur Sonne, um auf diesen Asteroiden zu finden,
00:31:04: dieser Asteroid ist ein Gesteinsbrocken der hat nicht mal 200 Meter Durchmesser und der fliegt natürlich auch mit hoher Geschwindigkeit
00:31:12: da brauchst du eine hohe Geschwindigkeit. Heißt immer wir reden von Kilometern pro Sekunde und wir schaffen es dass diese ebiden sich da draußen treffen,
00:31:19: nachdem wir zweimal die Distanz Erde zur Sonne geflogen sind mit unseren Satelliten, dann heißt das schon was. Das muss man erstmal hinkriegen und das sind eben so Dinge,
00:31:29: wo einfach Technologie und da sind wir am Ende wieder bei den Mitarbeitern, einfach technologisch,
00:31:36: ganz vorne dabei bleiben müssen. Boris Felgendreher: Ich möchte noch mal zurück gehen zu den Mitarbeitern, das hat mich eben ein bisschen bewegt. Wie rekrutiert ihr, seid ihr an den
00:31:43: Unis unterwegs, habt ihr Auszubildende, stellt ihr mehr Leute mit Erfahrung schon ein, ist es eine Kombination dessen. Lutz Bertling: Ja das ist natürlich ne Kombination von,
00:31:52: von allem. Natürlich sind wir an den Unis und und natürlich sind wir auf irgendwelchen Jobbörsen und so weiter. Ganz viel sind auch die Programme die wir machen. Zu uns kommen ja
00:32:03: überwiegend Menschen, die wollen zu einer Raumfahrtfirma. Wenn man was gewinnt
00:32:08: und irgendwelche großen Projekte gewinnt, wir haben jetzt im Sommer letzten Jahres einen Vertrag unterschrieben wo wir mit Satelliten sozusagen die Polizeimissionen machen für das Pariser Klimaschutzabkommen,
00:32:21: dass heißt wir stellen fest, wer auf der Welt wie viel CO2 emittiert und wir können auch unterscheiden ist das menschengemachtes CO2, oder ist das natürliche CO2 Emission und sowas geht dann
00:32:34: durch die Medien das Sehen diejenigen, die in die Raumfahrt wollen und das zieht die an und letzten Endes auch
00:32:43: nicht zu vergessen Mund-zu-Mund-Propaganda, also unsere Mitarbeiter die wir haben,
00:32:48: sind natürlich die besten Werbungen für uns. Boris Felgendreher: Was sucht ihr jetzt aktiv gerade für Leute? Wenn jemand beim Podcast zuhört und anheuern will und Feuer gefangen hat?
00:32:56: Lutz Bertling: Da habe ich jetzt gerade ehrlich gesagt gar nicht jede Stellenbeschreibung im Kopf. In der Regel ist das eben sehr stark technisch geprägt. Teilweise auch Projektmanagement geprägt, aber das sind eben die beiden Bereiche viel Technik,
00:33:10: und viel Projektmanagement. Alles was wir machen sind ja Großprojekte,
00:33:13: wir brauchen Menschen, die Großprojekte, die oft im Bereich mehrerer hundert Millionen
00:33:22: an Volumen haben,
00:33:24: die die die sozusagen als Unternehmer im Unternehmen abwickeln und ihre Projekte termingerecht, situationsgerecht
00:33:32: in den Kosten zu Ende bringen und das heißt wir brauchen beides. Wir brauchen sehr sehr gute Leute im technischen Bereich gepaart mit
00:33:42: Projektmanagementleuten, die einfach das Talent haben so ein Projekt auch zu orchestrieren. Boris Felgendreher: Und letztlich sind ja auch internationale Karrieren bei euch möglich. Das heißt man fängt
00:33:51: in Bremen an, oder man ist gleich international am Start, oder wie funktioniert das normalerweise wenn jemand z.b. aus der Uni direkt bei euch anfängt. Gibt es so Traineeprogramme?Lutz Bertling: Es gibt keine Programme, es gibt aber auch direkt on-the-job, das ist sehr unterschiedlich. Ganz ehrlich gesagt war es in der Vergangenheit so, dass wir meist so schnell gewachsen sind,
00:34:07: dass wir gar nicht so sehr Traineeprogramm machen konnten, sondern dass wir die Leute meistens ziemlich ins kalte Wasser geworfen haben, aber im kalten Wasser lernt man gut schwimmen. Allerdings und wir sorgen dafür dass keiner unter geht, das muss man auch machen, wenn man das macht, man dort ins kalte Wasser schmeißt.
00:34:22: Da stellt man auch mal fest dass man ein da ins Wasser geworfen hat, der doch ein bisschen Problem hat erstmal. Das liegt ja nicht an dem, sondern das liegt ja daran, dass wir eben auch von dem Menschen früh viel verlangen.
00:34:36: Da muss man als Unternehmen halt auch aufpassen, dass wenn man da mal einen Schritt zu weit gegangen ist, das man da entsprechend unterstützt, oder das man,
00:34:43: schaut ob man da rotiert und so weiter, das machen wir dann schon auch. Boris Felgendreher: Was gefällt dir persönlich am besten an deinem speziellen Job? Lutz Bertling: Ach was gefällt mir hier am besten? Ich bin jemand, der
00:34:55: für mich ist eine Grenze
00:34:57: immer eine Aufforderung zu schauen, wie weit man sie rausschieben kann. Erstmal nicht etwas was man akzeptieren kann, sondern
00:35:07: also wenn ich an so einen Maschendrahtzaun komme, dann schaue ich mal, wie weit kann man die Masche nach außen biegen. Und das geht bei OHBsehr gut, man kann sehr gut neue Dinge anfangen und
00:35:19: man kann einfach gestalten, das ist vielleicht so das Wort was es eigentlich am besten trifft. Man kann
00:35:27: mit guten Ideen schnell Rückhalt finden und Dinge einfach ausprobieren und einfach mal loslaufen,
00:35:34: ja vielleicht das letztlich auch das was man in den Leuten sucht, die bei eurem Konzern arbeiten wollen. Leute die Teil dran haben wollen,
00:35:41: den Weltraum zu erschließen. Das ist ja auch das was du vorhin ansprachst, so eine Art Pioniergest, so die Grenzen austesten, das passt ja ganz gut zusammen ja
00:35:49: dann ahst du ja dein richtiges Wirkungsfeld gefunden! Wie fühlst du dich ja, wie wohl fühlst du dich als Kieler in Bremen, hast dich gut eingelebt?
00:35:56: Lutz Bertling: Ach ich war davor auch schon in ganz vielen Orten, die weiter südlich gelegen sind und
00:36:05: das fängt ja schon sprachlich an. Also wenn man morgens beim Bäcker halten und Moin sagen kann und die schauen einen nicht alle komisch an, das hat ja schon was, wenn man in Augsburg Moin sagt oder München oder so,
00:36:19: dann hat man sich schnell zum Außenseiter katapultiert und Grüß Gott geht mir halt schwer wie die Lippen, insofern
00:36:27: der Norddeutsche Kulturmarkt, die Städte sind ja auch vergleichbar groß,
00:36:31: Bremen ist doch noch ein bisschen größer als Kiel, aber jeweils keine Millionenstädte. Das geht sehr schnell. Ich wohne sehr schön in der Contrescarpe, das kennen ja wahrscheinlich viele
00:36:41: da am Goetheplatz und schau auf die Wallanlagen runter,
00:36:46: das kann man schon ganz nett haben. Boris Felgendreher: Und schlägt dein Herz inzwischen denn Grünen-Weiß, oder bist du Holstein Kiel Fan?
00:36:53: Da muss ich leider sagen, dass ich mit Fußball gar nichts am Hut habe, sondern bei mir ist es der Handball und dann bleibt man bei THW Kiel. Wobei ich natürlich ehrlich sage, das was Holstein gerade macht, dass
00:37:07: findet man natürlich als Kieler auch ganz cool. Boris Felgendreher: Ja das muss man auch,
00:37:10: was die Zuhörer nicht sehen können ist dass du in deinem Büro hinter dir an der Wand Skateboards aufgehängt hast, weil du ehemaliger alter
00:37:17: Skateboard-Hase bist, kann man nochmal erwähnen. Lutz Bertling: Ja kann man mal erwähnen, aber da will ich mich gar nicht so überhöhen, also ich bin nie Skateboard gefahren, so dass ich auf irgendwelche Meisterschaften hätte gehen können oder sowas. Mir hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht,
00:37:29: die eine oder andere Stelle an meinen Gelenken sagt mir heute noch, dass ich es halt nicht so intensiv hätte machen sollen, aber das ist eben auch so, ich mag Dinge,
00:37:39: die was mit Geschwindigkeit zu tun haben,
00:37:42: also alles was ich irgendwie mache, das hat immer etwas mit Geschwindigkeit zu tun. Das mag ich einfach gern und von daher ja das war eben auch mal ein ein Hobby. Heute muss ich ganz ehrlich sagen da kann mich ja auch keiner sehen,
00:37:55: Heute ist es leider so, dass die Haare so anfangen ins Grau zu fallen, dass man dann nicht mehr mit dem Skateboard unterwegs ist.
00:38:02: Boris Felgendreher: Aber wenn es um Geschwindigkeit gehst dann bist du ja auch in der richtigen Stelle, mit deinen Raketen, die mit Hochgeschwindigkeit ins All schießen genau eine richtige Stelle. Lutz Bertling: Ja ich mein das ist ja
00:38:10: die wahre Aufgabe. Das eine ist von so einer Rakete ist ja Schwerkraft überwinden, aber das Zweite ist man muss ein Satellit auch auf die Geschwindigkeit bringen, wo sich auf dem sogenannten Orbit, also auf seiner Umlufbahn
00:38:23: durch die Geschwindigkeit die Fliehkraft, die er damit hat und die Erdanziehungskraft ausgleichen und das heißt halt
00:38:30: wenn man auf seine üblichen erdnahen Orbit geht, dann fliegt ein Satellit da oben mit roundabout 7 km pro Sekunde
00:38:38: und das muss die Rakete eben auch erstmal bringen, also die hat schon zwei oder drei Aufgaben. Das eine ist überhaupt die Schwerkraft überwinden,
00:38:47: das Zweite ist eben den Dienstanbieter auf die entsprechende Geschwindigkeit bringen,
00:38:52: Das dritte ist möglichst eben auch gezielt auf dem Orbit, auf der Umlaufbahn aufsetzen, wo er hingehört
00:38:59: und nicht irgendwo so ein bisschen benachbart sage ich mal. Boris Felgendreher:Ja mega interessantes Thema, ich bin sehr gespannt, was da noch alles kommt in den nächsten Jahren.
00:39:07: Lutz vielen vielen Dank für das super interessante Gespräch, hat viel Spaß mit dir gemacht. Lutz Bertling: Ja Boris sehr gerne! Boris Felgendreher: Ich ich hoffe der ein oder andere Zuhörer hat Feuer gefangen und will mehr erfahren über OHB
00:39:19: Wirklich super tolle Erfolgsstory. Die ganze Story, dass ihr in Hemelingen in der Garage angefangen seid und euch zu einem globalen
00:39:25: Hochtechnologiekonzern hochgearbeitet habt, ist einfach nur mega Story und wir sind super stolz auf euch hier in Bremen
00:39:31: macht weiter so!
00:39:43: Boris Felgendreher: So das war die goglobal Bremen Businesstalk Podcast Folge mit Lutz Bertling von OHB.
00:39:50: Ich hoffe euch hat es gefallen und ihr hört ab jetzt öfter mal rein bei uns. Soviel kann ich versprechen wir haben eine lange Liste von interessanten Gästen parat.
00:39:59: Denk dran den goglobal Bremen Businesstalk Podcast zu abonnieren damit ihr keine der kommenden Folgen verpasst, bis zum nächsten mal euer Boris Felgendreher.
00:40:07: Music.
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